Internationaler Tag der Pflege

„Jetzt muss ich für mich da sein, nicht für andere und gesund werden.“ - Jessica

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Pflegekräfte setzen sich im Krankenhaus, bei Pflegediensten und in Pflegeeinrichtungen tagtäglich unermüdlich für andere ein. Jährlich am 12. Mai wird der Internationale Tag der Pflege begangen, um auf die besondere Leistung der Pflegenden aufmerksam zu machen. Auch Jessica setzt sich seit vielen Jahren selbst aus vollem Herzen für kranke Menschen ein. Neben ihrer Arbeit im Krankenhaus, engagiert sie sich zudem auch ehrenamtlich. Anderen zu helfen, macht sie glücklich. Doch im Jahr 2020 ist sie plötzlich selbst auf Unterstützung und Pflege angewiesen: Denn sie erkrankt an Brustkrebs.

Jessica liebt ihren Beruf, der für sie eher eine Berufung ist: Als Adipositaskoordinatorin im Marienkrankenhaus in Schwerte begleitet sie Patient:innen auf dem Weg zu einer Magenverkleinerung. Jessica war früher selbst adipös und möchte Menschen auf ihrem Weg in ein neues, gesünderes Leben unterstützen. Zusätzlich leitet sie ehrenamtlich Selbsthilfegruppen für adipöse Menschen. Die dreifache Mutter aus Iserlohn sagt, dass es sie glücklich macht, anderen mit Rat und Tat zu Seite zu stehen und ihnen Hilfestellung für ein gesünderes Leben zu geben. „Ich freue mich jedes Mal mit, wenn ein neuer Patient die Chance bekommt, ein sogenanntes Leben 2.0 zu beginnen; ohne Begleiterkrankungen, die eine Adipositas leider immer mit sich bringt; ein neues Selbstwertgefühl zu schenken,“ erklärt sie.

Diagnose Brustkrebs: Wenn der Arbeitsplatz zum Therapieplatz wird

Im Juli 2020 erhält Jessica dann die Diagnose Brustkrebs zu einem Zeitpunkt, der für sie nicht unpassender hätte sein können. Zusammen mit ihrem Vorgesetzten Dr. Bertram Wagner, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Minimal-invasive Chirurgie, steht sie kurz vor der Zertifizierung zum Kompetenzzentrum für Adipositas, wofür sie lange und intensiv gearbeitet hat. Ihre Chemotherapie findet nur zwei Stockwerk über ihrem Arbeitsplatz statt, was es ihr extrem schwer macht, sich auf ihre Genesung zu konzentrieren und nicht weiter am Aufbau des Kompetenzzentrums zu arbeiten.

„Der Blick aus dem Fenster, genau zwei Etagen unter mir war mein Büro. Ich wollte doch lieber dort sitzen und für meine Patienten da sein. Davon war ich nun erst mal lange entfernt. (…) Während der Chemo habe ich an meinem Platz sogar noch gearbeitet, aber dann kam auch schon meine Kollegin und nahm mir alles aus der Hand. Jetzt muss ich für mich da sein, nicht für andere und gesund werden.“

Jessica fallen schnell Parallelen zwischen „ihren“ Adipositaspatient:innen und Krebspatient:innen auf. Die Auswirkungen beider Krankheiten auf das äußere Erscheinungsbild nagen am Selbstwertgefühl und am Selbstbewusstsein der Betroffenen. Ihr wird nochmals vor Augen geführt, wie wichtig der Zusammenhalt von Betroffenen und deren Austausch miteinander ist. Das Gefühl der Zugehörigkeit und das Verständnis für die Herausforderungen, die eine solche Diagnose mit sich bringt, sind von elementarer Bedeutung für den Heilungsprozess.

Austausch und Kraft tanken im Online-Kosmetikseminar

Daher entscheidet sie sich auch für eine Teilnahme am look good feel better Online-Kosmetikseminar der DKMS LIFE. Die Seminare sind im Marienkrankenhaus in Schwerte sehr beliebt und finden unter normalen Umständen auch vor Ort statt. Im Online-Seminar konnte Jessica selbst Zuspruch erhalten und Kraft tanken. Eine Aufgabe, die sie sonst für ihre Patient:innen übernimmt. Während der gesamten Therapie und auch später in der Reha durfte Jessica sehr viel Unterstützung von ihren Kolleg:innen, ihrem Chef und von ihren Patient:innen erfahren:

„Die Reha verbrachte ich in Wyk auf Föhr. Sogar bis dorthin erreichten mich zahlreiche Briefe und Pakete von Patienten. So viele, dass andere Reha-Teilnehmer dachten, ich wäre eine Berühmtheit, die sie vielleicht nicht wiedererkennen, was sehr lustig war. (…) In dieser Zeit haben diese Menschen mir alles zurückgegeben, was ich mal weitergegeben habe.“

Onkologisches Personal leistet großartige Arbeit

Jessica ist von der Arbeit ihrer Kolleg:innen auf der onkologischen Station begeistert! Die liebevolle Art, wie Patient:innen dort behandelt werden, wie zusammen gelacht wird und kleine Erfolge gefeiert werden - das sind für sie neben der eigentlichen Therapie ganz wichtige Bestandteile, die ihr auch am Kosmetikseminar so besonders gut gefallen haben. Darin drückt sich auch ihre Motivation aus, warum sie mit ihrer Geschichte anderen Krebspatient:innen Mut machen möchte:

„Genauso wie bei Übergewichtigen sind Krebspatienten oft allein mit ihren Fragen, Ängsten und Sorgen. Aber gemeinsam ist man stark, gemeinsam schafft man mehr und sich gegenseitig Halt und Hilfestellung zu geben, ist einfach wichtig.“

Anderen Betroffenen möchte Jessica einen Satz mit auf den Weg geben, der ihr in dieser schwierigen Zeit ganz besonders wichtig geworden ist; „Das Kämpfen macht stark, nicht das Gewinnen.“